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Kann man mit Olivenöl backen? Klar kann man das! Auch wenn sich Olivenöl nicht unbedingt als Butterersatz empfiehlt (ich erinnere mich da sofort an meine missglückten Schokomuffins, die einen ziemlich komischen Geschmack angenommen haben), Das Backen mit Olivenöl kann durchaus sehr leckere Ergebnisse hervor bringen, es ist allerdings enorm wichtig auf die Qualität und den Geschmack des Olivenöls zu achten. Generell empfiehlt es sich ein mild-fruchtiges Olivenöl zum Backen zu verwenden, ein herbes Olivenöl hingegen kann dem Kuchen schon eine sehr spezielle Geschmacksnote verleihen. Heute habe ich dieses tolle Rezept für den feinen Fenchel-Olivenöl-Kuchen für dich, der super leicht und schnell zubereitet ist.
Wenn es bei uns diesen leckeren Kuchen gibt, komme ich nicht drum herum an jenen Sommer zurück zu denken, in dem wir einen Ausflug ins schöne Alentejo unternommen haben. Mit dem Auto die Costa Vicentina entlang, den Atlantik vor Augen, kilometerlange und nahezu unberührte Sandstrände, hier und da von atemberaubenden Schiefer- und Kalksteinfelsen umrandet. Vorbei an weiten Feldern auf denen friedlich Kühe grasen, direkt dahinter wieder Sandstrand und das Meer. Von Weitem sieht so aus, als ob die Kühe nur einen kleinen Schritt wagen müssten um direkt am Strand zu weiden.
Am nächsten Tag fuhren wir ins Landesinnere. Die Landschaft wirkt so unendlich weit und wird von Korkeichenhainen und Olivenbäumen geprägt. Irgendwo im nirgendwo hielten wir kurz an. Es war unglaublich heiß, von einer kühlen Prise keine Spur – lediglich heiße Luft, die sich bewegte. Unter einem Olivenbaum suchten wir Schutz vor der Sonne und machten eine kleine Pause. Bevor es weiterging stahl ich vom Baum einen kleinen Zweig, an dem gerade ein paar Oliven wuchsen.
Unser Ziel war ein kleines Dörfchen, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere. Dort angekommen machten wir uns erst einmal auf die Suche nach einem Café, um den Durst nach etwas Eisgekühltem zu stillen. Die ältere Dame, die uns bediente fragte uns, ob wir nicht auch vom selbst gebackenen Bolo de Azeite (ausgesprochen ‚Bolu de Aßeite‘) etwas haben möchten. Da es so heiß war, hielt sich meine Lust auf Kuchen zur Abwechslung mal etwas in Grenzen. Doch das ’selbst gebacken‘ weckte meine Neugierde. Die Unentschlossenheit war mir wohl ins Gesicht geschrieben. Die nette Dame schnitt ein kleines Stück vom Kuchen ab, stellte es vor mich hin ‚Prova!‘ (Probier mal!).
Ich biss hinein und ein saftig süßer Geschmack, von verschiedenen Aromen geprägt entfaltete sich auf meiner Zunge. Der vertraute Geschmack von Zitrone und Zimt lies sich leicht herausfiltern, aber dann war da noch ein weiteres Aroma, der dem Kuchen eine ganz eigene Note verlieh. Mit einem Lächeln verriet sie mir ‚É erva doce‘ (Das ist Fenchel). Erstaunt bat ich sie, mir ein Stückchen zum mitnehmen einzupacken – Fenchel im Kuchen? Interessant!
Wieder zurück zuhause, habe ich gleich nach dem Rezept gesucht und es auf der ‚Unbedingt ausprobieren‘-Liste abgespeichert, wo es – Schande über mich – in Vergessenheit geriet. Dieses Wochenende habe ich es durch Zufall wieder ausgegraben und bin wieder einmal Freudentanzend durch die Wohnung gehüpft, als mein Küchenexperiement geglückt ist. Der Geschmack hat mich direkt zurück an die Theke in jenem Café bei der netten Dame aus Alentjo zurück versetzt. Na neugierig?
Hier geht’s zum Rezept:
Bolo de Azeite e Erva Doce
Ein Fenchel-Olivenöl-Kuchen vom Feinsten
Zutaten
Du benötigst
- 250 g Mehl
- 300 g Zucker
- 250 ml mildes Olivenöl
- 8 Eier
- 1 Prise Salz
- Abrieb einer Biozitrone
- 1/2 Päckchen Backpulver
- 1 EL Zimt
- 1 TL gemahlener Fenchel
- Zucker zum Bestreuen
Anleitungen
So wird der Fenchel-Olivenöl-Kuchen zubereitet
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Den Backofen auf 180° C vorheizen. Die Butter mit dem Zucker und dem Olivenöl gut verrühren. Die Eier trennen und das in einer separaten Schüssel Eiweiß mit einer Prise Salz zu festem Eischnee schlagen. Das Eigelb und die Zitronenschale zu den anderen Zutaten hinzugeben.
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Das Mehl mit dem Backpulver, dem Zimt und dem gemahlenen Fenchel vermischen. Die Mischung unter die Ei-Zucker-Öl-Mischung einsieben. Anschließend den Eischnee vorsichtig und behutsam unterheben.
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Eine rechteckige Form (Größe etwa 20 x 25 cm) mit Butter einfetten und mehlen. Den Teig einfüllen und gleichmäßig verteilen.
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Den Kuchen bei 180 °C ca. 35 Minuten backen. Achte darauf, dass der Kuchen, nicht zu lange im Ofen bleibt, um zu verhindern, dass der Kuchen an Saftigkeit verliert. Mit einer Stäbchenprobe kannst du schon vor Ablauf der 35 Minuten testen, ob der Kuchen fertig ist. Sofern kein Teig mehr am Stäbchen hängt, kannst du ihn auch schon früher aus dem Backofen holen.
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Nach dem Abkühlen, kannst du den Kuchen in rechteckige oder quadratische Stücke schneiden und vor dem Servieren nach Geschmack mit Zucker oder Puderzucker bestreuen.
Der Kuchen schmeckt ganz wunderbar zu Tee oder zum nachmittäglichen Kaffeekränzchen.
4 Kommentare
Hallo, nach meinen Urlaub in Lissabon möchte ich heute diesen Kuchen backen. Leider fehlt in der Zutatenliste aber die Angabe, wieviel Mehl in den Kuchen kommt. Kannst du mir die Info noch geben? Obrigada, Delia
Olá Delia, ich hoffe du hast einen wundervollen Urlaub in Lissabon verbracht. Hach wie ich die Stadt vermisse!
Lieben Dank für dein Feedback zum Rezept und entschuldige vielmals die fehlende Angabe. Ich habe noch einmal das Originalrezept abgeglichen, das ich für den Blog übersetzt hatte und da hat die Angabe tatsächlich auch schon gefehlt. Ich hatte damals soweit ich mich erinnere 200-250 g Mehl hinzugefügt.
Allerdings hat mir eine liebe Freundin aus Portugal vor kurzem ein neues Rezept für zugeschickt, das den Kuchen noch fluffiger und lockerer werden lässt. Ich habe es erst letzte Woche ausprobiert und bin total begeistert. Deshalb habe ich die Zutatenliste noch einmal überarbeitet und eben neu veröffentlicht. Mit diesem Rezept werden 250 g Mehl, keine Butter, etwas mehr Olivenöl und 8 statt 5 Eier verwendet.
Solltest du nicht so viele Eier zuhause haben kannst du diese aber einfach durch etwas Flüssigkeit, wie z.B.etwas mehr Olivenöl oder etwas Sahne ersetzen (Faustregel: 50 ml Flüssigkeit entsprechen einem Ei).
Ich wünsche dir viel Spaß beim Nachbacken und gutes gelingen!
Lieben Dank für die Hinweise und das neue Rezept! Ich habe nun das „alte“ Rezept mit 300g Mehl gebacken und der Bolo ist super lecker geworden. Das Ergebnis erinnert mich geschmacklich stark an Portugal, auch ohne diesen Kuchen dort jemals probiert zu haben (meine Favoriten sind natürlich Natas und die Pastéis de Feijao). Muss an an den Gewürzen liegen!
Das habe ich sicher nicht zum Letzten Mal gebacken.
Demnächst probiere ich dann mal die weiteren Rezepte von dir. Klasse!
Liebe Delia, vielen lieben Dank für deine lieben Worte! Es freut mich riesig, dass der Kuchen geglückt ist und geschmeckt hat.
Pastéis de Nata sind auch mein absoluter Liebling, weil sie einfach so typisch für Portugal sind und so viele Erinnerungen wecken. Eine super Alternative zu den Natas ist die Tarte Pastel de Nata (Das Rezept gibt es hier: https://www.fernwehkueche.de/402/) – das ist sozusagen ein riesen Pastel de Nata in Tarteform ;-)
Die Pastéis de Feijao mag ich auch sehr gerne und sie stehen ehrlich gesagt auch schon seit einiger Zeit auf meiner Nachbacken-Liste. Ich bin gerade dabei, den Blog etwas zu überarbeiten und sobald das geschafft ist, kann wieder fleißig weitergebacken werden.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Liebe Grüße,
Katrin